Harte Tage
Wind: N
Windgeschwindigkeit: 14 kn - 18 kn
Kurs: 090°
Speed: 6,0 kn
Restdistanz: 490sm
Zeit: 20:00 (deutscher Zeit)
Harte Tage
Die letzten Tage nach dem letzten Bericht hatten es für uns nochmal in sich. Der Wind nahm stetig zu und vorerst rauschten wir Horta nur so entgegen. Wir konnten unter Schmetterlingssegeln gute Fahrt und viel Strecke machen. Zum ersten Mal haben wir dann auch einen Wal gesehen. Er kreuzte uns vor dem Bug und zog nach links entspannt weg. Beeindruckend! Die kommende Nacht sollte schon ruppiger werden und wir sind unter stark gerefften Segeln immer noch schnell unterwegs gewesen. Am nächsten Tag schlief der Wind etwas ein kam aber immer noch aus W, was uns natürlich sehr zu Gute kommt. Plötzlich zog eine schwarze Front auf und der Wind drehte binnen Minuten auf ENE und nahm stark zu. Wir hatten im strömenden Regen erst mal alle Hände voll zu tun den Spi-Baum runterzuholen und die Segel und Leinen neu einzustellen. Die Sicht verschlechterte sich zunehmend, sodass wir zum Schluss nur noch 70-80m gucken konnten. Leider hatten wir zu diesem Zeitpunkt zwei Schiffe direkt neben uns, obwohl man hier sonst tagelang alleine ist. Zum Glück waren die aber mit AIS ausgestattet, sodass wir sie jederzeit auf unserem Plotter sehen konnten. Leider mussten wir zudem durch den Winddreher unseren Kurs nach SE ändern.
Als ob das alles nicht schon aufregend genug gewesen wäre, tauchte plötzlich 50m vor uns eine Walschwanzflosse auf. Dieser machte keinerlei Anstalten wegzuschwimmen, sondern hämmerte fortwährend mit deiner Schwanzflosse auf das Wasser ein, sodass es mal so richtig platschte! Immer wieder kam der Wal alle paar Sekunden mehrere Meter aus dem Wasser und krachte wieder rein. Zudem überschlug und drehte er sich ohne Ende! Von Halo haben wir später erfahren, dass es sich hierbei um ein äußerst selten zu beobachtendes Balzverhalten des männlichen Wals gegen über dem Weibchen handelt! Jeder Meeresbiologe wird uns wohl jetzt beneiden. Ob er das Weibchen damit beeindrucken konnten wissen wir natürlich nicht, können aber fest behaupten: Wir waren beeindruckt!
Nach unseren Bildern zu urteilen handelte es sich hierbei um einen Fin Wal, der bis zu 22m lang wird.
Wir zirkelten Pinta unter genauer Beobachtung des Wals um das Balzgeschehen drum herum, um ihnen die Romantik und dem männlichen Wal nicht die Tour zu versauen! Wir suchten uns unseren Weg durch den Sturm nach SE.
Es stand eine, wie man bei den Engländern oft über Funk hört, ROCK'N'ROLL Nacht bevor. Regen über Regen, kalt, stürmisch! Einfach toll! ;-) Gegen Morgen beruhigte sich das Wetter wieder, sodass wir ausreffen konnten. Auch der Wind drehte wieder etwas zurück und wir können wieder 90 Grad halten (Horta liegt bei 80 Grad). Seit heute Mittag ist es richtig sonnig, aber die Wärme lässt zu wünschen übrig. Wir sitzen trotz Sonne in schwerem Ölzeug und Pullis bei der Wache und genießen den Tag.
Unser aktueller Plan ist derzeit möglichst in der Nacht vom 29. auf den 30. anzukommen, da ab dem Morgen des 30. Ein heftiger Sturm über 6-9 Stunden angesagt ist. Wäre einfach cool, wenn wir da schon bei unserem Belohnungsdrink in der Seglerbar sitzen könnten! Das haben wir nämlich i.d.R. lieber als draußen im Sturm durchgeschüttelt und durchnässt zu werden! Sind eben vielleicht doch eher die Schönwetter- bzw. Thekensegler ;-)
Beste Grüße,
Louisa & Felix